Wirtschaftsrat zu Besuch auf der Bauschutt- und Recyclinganlage von Mineralix in Weingarten
Warum ist ein ausgemusterter, alter Betonklotz nicht einfach nur Abfall? Und wie werden aus Grüngut hochwertige Komposte? Am vergangenen Dienstag (15.10.2024) konnten sich 29 Mitglieder des Wirtschaftsrats Deutschland bei ihrem Besuch auf der Mineralix-Bauschutt- und Recyclinganlage in Weingarten einen Eindruck davon verschaffen, wie sich klimaschonendes und wirtschaftliches Bauen vereinen lassen. Und welche Rolle Recyclinganlagen bei der Entwicklung von einer Wegwerf- hin zu einer Kreislaufgesellschaft spielen. „Wir können derzeit 95 Prozent des bei uns ankommenden Betons und Bauschutts wiederverwerten und in den Wirtschaftskreislauf zurückführen. Dies spart nicht nur erhebliche Mengen an natürlichen Ressourcen ein, sondern reduziert auch den CO2-Ausstoß erheblich“, so Dr. Andreas Schnell, Prokurist des Unternehmens. Im Rahmen einer Führung durch die firmeneigenen Anlagen erläuterten er und seine Mitarbeitenden der Wirtschaftsrat-Delegation detailliert und anschaulich, mit welchen vielfältigen und fachlich ausgeklügelten Methoden sich mineralische Abfälle, wie beispielsweise Betonabbruch sowie Straßenaufbruch, zu gütegeprüften Baustoffen aufbereiten lassen und wie die Bodenaufbereitung oder die Kompostierung von organischen Abfällen funktionieren.
Einblicke aus nächster Nähe
„Ich habe mich sehr über die positive Resonanz der Besucher gefreut“, resümiert Aline Vollmer, Projektleiterin bei Mineralix: „Die Besucher waren sehr beeindruckt davon, dass alles einmal live sehen zu können.“ Und auch die Zahlen sind imposant: Durch die Erweiterung der Recyclinganlage, mit deren Bau 2023 übrigens erst nach einer jahrelangen Genehmigungsphase und Kommunikation mit Behörden begonnen werden konnte, lassen sich auf rund ca. 28.500 Quadratmetern asphaltierter Betriebsfläche circa 100.000 Tonnen Böden und mineralische Abfälle lagern. Die Baukosten für das Projekt liegen bei über 10 Millionen Euro. Überrascht zeigten sich die Teilnehmenden auch davon, dass das geschulte Mineralix-Personal etwa selbst Proben der Materialien nehmen und im eigenen Mineralix-Labor am Verwaltungssitz der Grötz Gruppe in Gaggenau bautechnisch untersuchen kann.
Einschränkungen durch Ersatzbaustoffverordnung
Thematisiert wurden vor Ort allerdings auch zukünftige Herausforderungen. So ersetzt die über zehn Jahre vorbereitete Ersatzbaustoffverordnung des Bundes mittlerweile die gut funktionierenden föderalen Regelungen zur Verwertung von Recyclingbaustoffen, die bis 2023 Bestand hatten. „Statt bewährter, praxistauglicher Prozesse führt die neue Verordnung zu einer erheblichen Zunahme an Komplexität und einem enormen Anstieg der Überwachungspflichten für Produzenten und Anwender“, so Dr. Andreas Schell. Besonders problematisch sieht er die deutliche Verschärfung des vorsorgenden Grundwasserschutzes, die selbst den Einbau der hochwertigsten Recyclingmaterialien in vielen Fällen ausschließt. Diese Einschränkungen gefährden die Nutzung von Recyclingbaustoffen erheblich. Dabei fällt in der Bauwirtschaft 8,5-mal so viel Abfall wie in privaten Haushalten an.
Über diese Entwicklungen zeigte sich auch der Wirtschaftrat besorgt: Ein Bürokratieabbau sei dringend nötig. Die Landesregierung von Baden-Württemberg solle bereits jetzt aktiv werden. Bleibt zu hoffen, dass eine schnelle Anpassung der Verordnung der Recyclingbranche wieder den nötigen Handlungsspielraum dafür verschafft, weiter innovativ und effizient zu arbeiten! Das würde auch Aline Vollmer begrüßen: „Es ist kein Geheimnis, dass man in diesem Bereich längst viel weiter sein könnte und sich viele Prozesse bisher unnötig hinziehen.“